Gestalt-Therapie

Buntheit, Vielfalt und Facettenreichtum in den Methoden ist ein wichtiges Merkmal der Gestalttherapie. Wobei die Gestalt-Therapie, die oft mit der Gestaltungstherapie verwechselt wird, nicht zu den künstlerischen Therapien zählt.  Sondern sie ist ein Therapieverfahren, in dem der Begriff der „Gestalt“ eine bedeutende Rolle spielt.

Als offene Gestalten werden etwa ständig wiederkehrende Gedanken, unzufrieden machende Verhaltensmuster, ungelöste Konflikte oder  verdrängte Anteile bezeichnet. Diese „offenen“ Gestalten drängen sich immer wieder in den Vordergrund und wollen abgeschlossen werden. Wenn ihnen keine Beachtung geschenkt wird, kostet das viel Energie.

Durch das Gespräch oder auch durch kleine „Experimente“, ähnlich wie ein Probehandeln, kann ein neues Bewusstsein über die Problematik entstehen, die offenen Gestalten können sich schließen und ein neuer Umgang im Alltag gefunden werden.

Die eigene Handlungsfähigkeit wird erweitert, neue Wahlmöglichkeiten, Energie und letztendlich mehr Lebensfreude können gewonnen werden.

Experimente sind Anregungen, die als ein Angebot verstanden werden können. Sie geben die Gelegenheit, mit einer anderen Seinsweise zu spielen und sie auszuprobieren.

Um sich ein Bild machen zu können, hier eine kleine Auswahl:

  • eine bestimmte Körperhaltung, Gestik oder Mimik verstärken

  • eine angeleitete Visualisierung

  • bewusstes Atmen

  • eine eingelernte Reaktion übertreiben oder reduzieren und eine neue erfinden

  • auf einen leeren Stuhl eigene Anteile, innere Aspekte oder Personen imaginieren, um einen Dialog zu führen

Die Klientin, der Klient entscheidet selbst, ob und inwieweit sie/er sich darauf einlassen möchte.

Erhard Doubrawa, langjähriger Gestalttherapeut drückt es passend aus: “Das Ziel der Gestalttherapie fasse ich gern als ’sich wieder öffnen’zusammen: Wir mussten uns nämlich allzu oft verschließen. Aus Schutz und um zu überleben, haben wir uns abgeschirmt mit einer glatten, undurchsichtigen Oberfläche. Derart sind eingekapselte ‚Entzündungen‘ entstanden, Reste von früheren Verlusten und Verletzungen.

Gestalttherapie lädt uns ein, uns behutsam wieder zu öffnen, damit das, was der Heilung bedarf, an die Oberfläche treten und endlich abgeschlossen werden kann. Auf diese Weise können wir uns wieder für das Zwischenmenschliche öffnen, für den anderen, für das Du. Und so können schließlich wieder Begegnungen und Berührungen geschehen und Beziehungen und Bindungen eingegangen werden.“